Arthrosetherapie
In der Medizin versteht man unter Arthrose den Knorpelverschleiß eines Gelenkes. Der Knorpel wirkt wie ein Stoßdämpfer. Der Knorpelabrieb kann schleichend und kaum wahrnehmbar erfolgen, aber auch in eine schmerzhafte Erkrankung münden (aktivierte Arthrose). Mit Zunahme der Arthrose kommt es zur Veränderung des gelenknahen Knochens, der Gelenkkapsel sowie der umspannenden Muskulatur. Vielfach ist ohne eine zielgerichtete Arthrosetherapie die Zerstörung des Gelenks mit massiven Schmerzen und einer erheblichen Bewegungseinschränkung nicht mehr aufzuhalten.
Es gibt bisher leider keine wissenschaftlich bewiesene Methode, die die Abnutzungserscheinungen des Gelenks rückgängig machen könnte. Umso wichtiger ist es allerdings, den Gelenkverschleiß frühzeitig aufzuhalten. Hierzu stehen verschiedene konservative Behandlungsmöglichkeiten und Konzepte zur Verfügung.
1. Gelenkentlastung
Wichtig ist eine weitestgehende Entlastung der betroffenen Gelenke, denn Fehl- und Überbelastung beschleunigen den Gelenkverschleiß. Für Übergewichtige bedeutet dies, dass sie möglichst ihr Körpergewicht reduzieren sollten. Weitere Möglichkeiten der Entlastung sind orthopädische Hilfen wie Handstock, Pufferabsätze oder beispielsweise Schuhaußenranderhöhungen bei innenseitigen Kniegelenkarthrosen. Dadurch können in einigen Fällen Fehlstellungen ausgeglichen und die Arthrose-Beschwerden gelindert werden.
Durch die Bewegung der Gelenke ohne Belastung wird der Knorpel besser ernährt, was das Fortschreiten der Arthrose verlangsamt. Empfehlenswert sind insbesondere Schwimmen oder Fahrrad fahren mit wenig Widerstand und hohen Trittfrequenzen.
2. Physikalische Therapie und Krankengymnastik
Eine Verbesserung der Beschwerden der Arthrose kann durch Krankengymnastik, Ausgleich muskulärer Dysbalancen und täglichen Bewegungsübungen erreicht werden. Ein speziell auf die persönlichen Bedingungen abgestimmtes Muskeltraining kräftigt die bewegungsführenden Muskeln des betroffenen Gelenks. Kräftige Muskeln sind besser in der Lage, Stöße abzufangen und die Gelenkbewegung zu stabilisieren. Die Physiotherapie kann sowohl bei akuten als auch bei chronischen Beschwerden schmerzlindernd eingesetzt werden. Sie hilft insbesondere, die Funktionseinschränkungen zu beheben bzw. zu vermindern.
3. Schmerzmittel und Kortison
An medikamentöser Therapie bei Arthrose stehen schmerzlindernde und entzündungshemmende Arzneimittel zur Verfügung. Neben Schmerzmittel ohne Kortison (so genannte nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) und COX-2-Hemmer) werden auch kortisonhaltige Medikamente eingesetzt. Häufig wird Kortison direkt in die Gelenke gespritzt. All diese Medikamente können den Schmerz zwar lindern und die begleitende Entzündung vorübergehend eindämmen, richten jedoch nichts gegen den fortschreitenden Gelenkverschleiß aus. Zudem können sie aufgrund von teilweise beträchtlichen Nebenwirkungen (z.B. Magenbluten) oft nicht längerfristig eingenommen werden.
4. Hyaluronsäure
Hyaluronsäure ist eine strukturbildende Grundsubstanz in den Gelenken. Sie ist für die viskösen Eigenschaften der Synovia (Gelenkschmiere) verantwortlich und damit auch für die Nährstoffversorgung des Knorpels. Hyaluronsäure hat die Fähigkeit, Wasser zu binden und fördert dadurch die Stoßdämpferfunktion des Knorpels und die Schmierfunktion der Gelenke.
Die Wirksamkeit von Hyaluronsäure wurde in wissenschaftlichen Arbeiten belegt und die direkten Wirkmechanismen von Hyaluronsäure auf die Knorpelzellen und auf die Mediatoren in einem arthrotischen Gelenk (so genannte Interleukine) in einer Vielzahl von Studien nachgewiesen.
Früher wurde Hyaluronsäure von Hahnenkämmen gewonnen und es kam vereinzelt zu Unverträglichkeiten gegen tierisches Eiweiß, heute setzt man biotechnologisch hergestellte Hyaluronsäure höchster Reinheit ein.
In der Regel wird Hyaluronsäure wiederholt in einwöchigen Abständen in die Gelenke injiziert. Meist ist eine Behandlungsfolge von 3-5 Sitzungen erforderlich.
5. Chondroprotektiva
Zu den natürlichen Chondroprotektiva gehören neben Hyaluronsäure auch Glucosamin- und Chondroitinsulfat. Glucosamin und Chondroitinsulfat sind in zahlreichen Studien gut untersucht und von der Europäischen Fachgesellschaft für Rheumaerkrankungen als eine Option bei Kniegelenkarthrose empfohlen.
Glucosamin ist ein Aminozucker, der für die Anwendung bei Arthrose als Glucosaminsulfat und Glucosaminhydrochlorid zur Verfügung steht. Glucosamin kommt in praktisch jeder Zelle vor und bildet im Gelenkknorpel eine Vorstufe zu den Glykosaminoglykanen, zu denen auch das Chondroitinsulfat und die Hyaluronsäure gehören. Glucosamin wird normalerweise aus der Nahrung aufgenommen, dieses Angebot aus der Nahrung ist aber oft unzureichend. Eine Folge kann sein, dass der Gelenkknorpel nicht mehr richtig versorgt wird, seine Elastizität verliert und spröde wird. Dieser Prozess ist wesentlich bei der Entstehung der Arthrose, der grundsätzlich nicht mehr umkehrbar ist. Die Gabe von Glucosamin kann die Symptome der Arthrose (Schmerzen, Steifigkeit, Entzündung) lindern und den Krankheitsverlauf verzögern. Als ernährungsphysiologisch wirksam haben sich in klinischen Studien Tagesdosen von 1500mg Glucosaminsulfat oder Glucosaminhydrochlorid erwiesen.
Chondroitinsulfat ist ein Polysaccharid vom Typ der Glykosaminoglykane. Es trägt als Strukturkomponente ebenfalls wesentlich zur strukturellen Integrität des Knorpels bei und ist für dessen Elastizität und stoßdämpfende Eigenschaften in hohem Maße verantwortlich. Chondroitinsulfat kann im Körper aus Glucosamin gebildet werden, wird aber auch direkt mit der Nahrung aufgenommen. Grundsätzlich gilt für die Aufnahme von Chondroitin aus der Nahrung das Gleiche wie für Glucosamin: Sie ist altersabhängig und das Hauptangebot stammt aus Nahrungsmitteln, die nicht zum Kern der täglichen Ernährung gehören. Die physiologischen Folgen einer Minderversorgung mit Chondroitinsulfat sind mit den von Glucosamin zu vergleichen. Das gilt auch für den klinischen Effekt. In klinischen Studien haben sich Tagesdosen von 750-1200mg Chondroitinsulfat als ernährungsphysiologisch wirksam erwiesen.
6. Akupunktur
Die Akupunktur wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin erfolgreich zur Behandlung von Schmerzen aller Art eingesetzt. Studien belegen neben einer Schmerzlinderung auch Fortschritte in der Beweglichkeit und Funktionalität der behandelten Gelenke. Allerdings fehlt nach wie vor die wissenschaftliche Erklärung für die nachgewiesenen positiven Ergebnisse.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei arthrotisch bedingten Knieschmerzen in der Regel eine Behandlungsserie pro Jahr.
7. BCR-Mikrostromtherapie
Die BCR-Therapie hat sich bei schmerzhaften Gelenkarthrosen als besonders wirksam erwiesen und zeigt selbst bei chronischen Schmerzpatienten häufiger durchschlagende Erfolge: In einer Anwenderstudie gaben über 80 Prozent der Betroffenen eine deutliche Beschwerdebesserung bereits nach nur einer Behandlung an.
Die Mikrotröme der BCR-Therapie© aktivieren den Stoffwechsel geschädigter Zellen und verbessern den Lymphabfluss im betroffenen Gewebe. Dadurch wird die Entgiftung der geschädigten Region angeregt und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert. Das gilt selbst für den Stoffwechsel nicht oder nur spärlich durchbluteter Körperteile wie Bänder, Sehnen und Knorpel.
Für eine erfolgreiche Therapie sind in der Regel zwischen 5 und 10 Behandlungen über jeweils 20-30 Minuten erforderlich.
8. Künstliches Gelenk
Trotz der oben genannten vielversprechenden Therapiemöglichkeiten münden Arthrosen im Endstadium häufig im künstlichen Gelenkersatz.
Eine Operation, bei der das Gelenk durch eine Endoprothese ersetzt wird, wird vor allem im Bereich des Hüft- und Kniegelenks durchgeführt. Hierbei wird das verschlissene Gelenk durch ein künstliches Gelenk aus hochwertigem Metall und Kunststoff ersetzt. Nach einem rund einwöchigen Krankenhausaufenthalt folgt ein physiotherapeutisches Trainingsprogramm zumeist in einer Rehabilitationseinrichtung, bei dem die Muskeln wieder aufgebaut werden und der Umgang mit dem neuen Gelenk geübt wird. Abhängig von der körperlichen Aktivität bzw. der Beanspruchung der Prothese kann ein künstliches Gelenk fünfzehn Jahre oder länger funktionsfähig bleiben. Danach ist ein Austausch meist möglich.